Geschichte der Alb im Zeitraffer
Die Schwäbische Alb hat eine wechselvolle Geschichte. Gesteine und Landschaftsformen sind Boten aus der Vergangenheit, die uns diese Geschichte erzählen:
Alles begann in der Jurazeit. Im Zeitraum von vor 200 Millionen bis ca. 142 Millionen Jahren erstreckte sich dort, wo sich heute die Schwäbische Alb befindet, ein tropisches Flachmeer, das einen großen Teil Europas überdeckte. Die Meeresablagerungen (Sedimente) aus dieser Zeit bilden heute die Gesteine, welche die Alb aufbauen. Im Laufe der Zeit änderten sich die Umwelt- und Ablagerungsbedingungen in diesem Meer. Das führte zu einer Veränderung der Zusammensetzung und Farbe der Sedimente. Die Gesteine aus Unterjura, Mitteljura und Oberjura lassen sich so farblich in Schwarz-, Braun- und Weißjura einteilen:
Der Unterjura repräsentiert die ältesten Gesteine. Er ist für seine wunderbar erhaltenen dunklen Fossilien aus dem Posidonienschiefer weltberühmt. Im Mitteljura wurden Tone und rotbraune und gelbe Sandsteine mit hohem Eisengehalt abgelagert. Schwammriffe prägten das Meer im Oberjura. Fossile Riffe und Kalkschlämme, die sich damals am Meeresboden anreicherten, sind das Material der hellen Kalksteine, welche heute die Hochfläche der Alb bilden.
Von der nun folgenden Kreidezeit (142- 65 Millionen Jahre) sind auf der Schwäbischen Alb keine steinernen Zeugnisse erhalten. Vermutlich war das Gebiet überwiegend Festland und bestehendes Gestein wurde abgetragen. Die Temperaturen waren hoch. Wie in anderen Teilen der Erde lebten hier wahrscheinlich Dinosaurier - leider ist davon nichts überliefert.
Im Zusammenhang mit der Alpenbildung begann sich das Gebiet der Schwäbischen Alb ab dem Ende der Kreidezeit zu heben und leicht nach Südosten zu kippen. Diese tektonischen Vorgänge erreichten im Tertiär ihren Höhepunkt.
Auch in der Zeit des Tertiärs (65-2,6 Millionen Jahre) war die Schwäbische Alb bis auf einen kurzen Meeresvorstoß Festland. Es herrschten subtropische Temperaturen. Gesteine der Jurazeit wurden weiter abgetragen und von vulkanischen Schloten durchstoßen. Besonders im Bereich um Urach und Kirchheim findet man noch steinerne Hinweise auf den Vulkanismus dieser Zeit. Vor ca. 15 Millionen Jahren schlug in Steinheim ein Meteorit ein und hinterließ einen heute noch sichtbaren Krater. Ein zweiter, weitaus größerer Meteorit hinterließ den Rieskrater und trennte damit die heutigen Landschaften der Schwäbischen und Fränkischen Alb.
Im Quartär, dem Zeitalter der Eiszeiten, ist schließlich ist die heutige Landschaft entstanden. Karstformen wie Trockentäler, Höhlen und Dolinen, Karstquellen, Wasserfälle und tief eingeschnittene Täler mit schroffen Felsen geben der Alb ihr unverwechselbares Gesicht. Die Bildung der meisten Höhlen begann nach heutigem Stand der Wissenschaft vermutlich am Übergang von Tertiär zum Quartär. Auch im jüngsten Abschnitt des Quartärs, dem gemäßigten Holozän seit rund 12 000 Jahren, verändert sich die Alb durch das Zusammenspiel von Wasser und dem löslichen Kalkstein weiter. Dieser Prozess hält bis heute an. An manchen Quellen kann man das jüngste Gestein der Alb, den Kalktuff, vor unseren Augen wachsen sehen. Auch der Einfluss des Menschen wird in der Landschaft immer stärker sichtbar.
Geopoints führen gezielt zu Orten im Geopark, die Abschnitte dieser Geschichte repräsentieren, und machen so den Besuch der Alb zu einer Reise durch die Erdgeschichte.
Impressionen
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© Reiner EnkelmannGeschichte der Alb im Zeitraffer
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© Siegfried RothFeine Sinterumkrustungen an Moos. Sie bilden sich, wenn an Quellen Kohlensäure aus dem Wasser entweicht und dadurch Kalk ausfällt. So entsteht über Jahrtausende Kalktuff, das jüngste Gestein der Alb.
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© Reiner EnkelmannKalktuff mit den Abdrücken versinterter Buchenblätter