Karstphänomene

Die Karstlandschaft der Schwäbischen Alb ist durch unterschiedliche Phänomene geprägt.

Am größten und auffälligsten sind die zahlreichen Trockentäler, die die Albhochfläche durchziehen. Diese Täler wurden ursprünglich durch ein oberirdisches Flussystem geschaffen. Durch die kontinuierliche Hebung der Alb und der damit verbundenen Bildung von unterirdischen Abflusswegen liegen sie nun dauerhaft über dem Karstwasserspiegel und fielen trocken. In den Eiszeiten wurden ihre oberirdischen Gewässer teilweise reaktiviert, da das Wasser nichtmehr im gefrorenen Boden versickern konnte.

Eine Besonderheit sind die Hungerbrunnen. Sie liegen im Schwankungsbereich des Karstwasserspiegels, und werden nur bei längeren Niederschlagsphasen reaktiviert. Dann fließt auch wieder Wasser und das Trockental wird temporär zum Flusstal. Das faszinierende Phänomen der Donauversickerung zeigt den umgekehrten Vorgang: in den niederschlagsarmen Sommermonaten fallen Teile des Flussbetts zeitweise trocken und das Wasser der Donau fließt nur noch im unterirdischen Karstsystem weiter.

Die Quelltöpfe am Südostrand der Schwäbischen Alb sind ganzjährig wasserführend. Sie liegen leicht unterhalb des Karstwasserspiegels. An ihnen tritt das in unterirdischen Höhlensystemen transportierte Niederschlagswasser teilweise unter hohem Druck wieder an die Oberfläche. Wenn ihr Wasser durch aufgewirbeltes Sediment nicht zu stark getrübt ist, erstrahlt es in leuchtenden Blautönen. Feinste Kalkpartikel im klaren Wasser verstärken durch Streuung den blauen Farbeffekt, der durch die Absorption der Rot- und Gelbanteile des weißen Sonnenlichts entsteht. Der Besuch eines Quelltopfs lohnt sich deshalb besonders nach einigen Tagen ohne starken Niederschlag.

Dolinen sind trichter- oder schüsselförmige Vertiefungen. Sie entstehen durch den Einsturz der Decke von unterirdischen Karsthohlräumen oder durch die langsame Lösung von Gestein unter Bodenbedeckung. Reihen von Dolinen können an der Oberfläche den Verlauf unterirdischer Höhlensysteme nachzeichnen. Früher wurden Dolinen oft zur Entsorgung von Tierkadavern und Abfall missbraucht, heute weiß man, dass sie unmittelbar mit dem Höhlensystem und damit mit dem Karstwasser verbunden sind. Jede Verschmutzung wird so ungefiltert in das empfindliche System eingetragen.

Eine auf der Schwäbischen Alb eher kleine und deshalb unauffälligere Karstform sind sogenannte Karren. Sie entstehen durch den Abfluss von Wasser und Lösung von Gestein an der Oberfläche. Sie können näpfchenförmig oder rinnenförmig ausgebildet sein. Oft zeichnen sie bestehende Klüfte und Risse an horizontalen Flächen nach.

Auffallend sind hingegen die wie Schweizer Käse durchlöcherten „Lochsteine“, die traditionell oft als Dekosteine in Gärten genutzt wurden. Sie entstehen durch Umwandlungsprozesse zwischen Dolomit und Kalkstein in Kombination mit intensiver Kalklösung.

Impressionen

  • RinnenkarrenamWiesfels ReinerEnkelmann
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