Quartär - Eiszeit auf der Alb
Am Ende der Tertiärzeit vor 2,6 Millionen Jahren kam es zu einer weltweiten Abkühlung. Das Eiszeitalter des Quartärs begann und dauert bis heute an: Seither sind Arktis und Antarktis ganzjährig mit Eis bedeckt. Die „Eiszeit“ ist jedoch kein Zeitraum mit dauerhaft niedrigen Temperaturen. Sie ist eine Wechselfolge von Kaltphasen, in denen sich das Eis ausbreitet und das Land mit Tausenden von Metern dicken Eispanzern bedeckt, und von Warmphasen, in denen es sich wieder zurückzieht.
In den Kaltphasen breiteten sich dicke Eisschilde von Norden her über Europa aus. Und von Süden her reichten die Gletscher der Alpen weit nach Nordwesten. Dies ist noch heute an den Moränenlandschaften im Voralpenland erkennbar. Die Alb lag überwiegend in einem eisfreien Korridor dazwischen.
Auf der Ostalb und der Mittleren Alb findet man keine Hinweise auf Vergletscherung, nur am Südwestrand um Riedlingen und Sigmaringen zeugen typische Moränenablagerungen, wie z.B. Kiesel und Sand auf den Feldern davon, dass sich das Eis aus den Alpen sogar bis hierher ausgebreitet hat. Etwas ganz Besonderes ist der Erratische Block bei Laiz. Der als Geopoint ausgezeichnete Felsbrocken (Findling) wurde durch Gletschereis von den Alpen bis nach Sigmaringen transportiert, seither liegt er dort und zeigt heute noch an, wie weit der Gletscher bei einer größten Ausbreitung vor über 300 000 Jahren reichte.
Großtiere wie Mammuts, Wollnashörner, Pferde, Rentiere und Höhlenbären lebten in der steppenartigen Landschaft ebenso Raubtiere wie Höhlenlöwen oder Hyänen. Die Eiszeit ist aber auch die Zeit, in der die ersten Menschen in die Region kamen: Vor rund 40 000 Jahren lebten die ersten modernen Menschen als Jäger und Sammler auf der Alb, Neandertaler schon Zehntausende von Jahren früher. Aufgrund der besonders guten Erhaltungsbedingungen in den Albhöhlen blieben Objekte ihres Lebens und Relikte der Eiszeitfauna wunderbar bis heute konserviert.
Berühmt wurden die Funde kleiner geschnitzter Kunstgegenstände, wie z.B. die „Venus vom Hohle Fels“, der „Wasservogel“, der „Löwenmensch“, das "Vogelherd-Pferd" oder die ersten Flöten aus Vogelknochen. Diese einzigartige Fundsituation führte 2017 zur Auszeichnung von sechs Höhlen in Ach- und Lonetal zum UNESCO Welterbe „Höhlen und Eiszeitkunst der Schwäbischen Alb.
Seit rund 12 000 Jahren leben wir in einer Warmzeit mit gemäßigtem Klima, dem Holozän. In den letzten siebzig Jahren zeigt sich jedoch eine immer stärkere Zunahme der globalen Durchschnittstemperaturen. Für diese jüngste Epoche, in der der Mensch massiv die Entwicklung von Klima, Landschaft und das Verschwinden von Lebensräumen beeinflusst, wird immer häufiger der Begriff Anthropozän verwendet.